Erst seit einigen Wochen spielt die gebürtigen Dänin Silje Brøns Petersen für Deutschland. Am Donnerstag feierte sie ein erfolgreiches WM-Debüt. Im Interview spricht sie unter anderem über den Auftakt gegen Tschechien, die Stärke der DHB-Auswahl und ein kleines Manko.
Lass uns zunächst über dein erstes WM Spiel sprechen, gerade weil es so erfolgreich war. Ihr wirkt alle so fröhlich. Auch jetzt lachst du…
Ja, das war halt ein unglaublich guter Start für die Mannschaft und genau das was wir uns erhofft hatten. Wir sehr zufrieden mit dem Sieg am Donnerstag.
Was hat denn gut funktioniert?
Unser Abwehr stand sehr, sehr gut und kompakt. Und deswegen konnten wir auch schnell laufen. Das war eine Mischung aus guter Abwehr und guten Leistungen der Torhüterinnen. Dann geht es auch schnell nach vorne.
Das alles kommt Dir als gebürtige Dänin sicherlich entgegen. Ist es für Dich der perfekter Stil, den die deutsche Mannschaft derzeit spielt?
Auf jeden Fall. Das Spiel passt gut zu mir, finde ich. Ich mag das schnelle Spiel – das passt.
Du bist die erste Dänin, die für Deutschland spielt. Hast Du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht, dass das eine ganz besondere Sache ist?
Eigentlich nicht so richtig. Ich bin nur sehr stolz und es ist ein große Ehre für Deutschland zu spielen.
Wie kam es dazu für Deutschland zu spielen? Gab es da eine spezielle Motivation?
Ich hatte das schon einmal in einem anderen Interview angesprochen. Diesen Gedanken gab es schon etwas länger. Besonders wenn man so viel in den Sport investiert. Es war schon immer große Motivation und mein Ziel für die Nationalmannschaft zu spielen. Und als sich die Möglichkeit ergab, habe ich sie ergriffen.
Es ist trotzdem speziell, wenn man überspitzt formuliert sich gegen sein Heimatland entscheidet. Allerdings gibt es das auch im Handball regelmäßig. Was hat denn Deine Familie dazu gesagt?
Die hat mich unterstützt. Für die war das keine Überraschung. Ich habe ihnen sehr oft gesagt, dass es mein Traum und mein Ziel ist. Klar würden viele sagen, das es cooler wäre wenn ich für Dänemark spielen würde, aber die Möglichkeit gab es nicht. Stattdessen ergab sich diese Möglichkeit und meine Familie hat mir auf dem Weg sehr geholfen.
Was mir bei Dir auffällt ist Deine positive Ausstrahlung. Woher kommt das?
Ich fühle mich einfach in der Mannschaft sehr wohl. Alle sind extrem lieb zu mir. Das ist so eine kleine Familie und ja, ich kann wirklich lachen und sehr froh sein, dass ich hier bin
Tatsächlich bist Du erst seit ein paar Wochen ein Teil dieser Mannschaft. Wie waren die ersten Tage in Düsseldorf (Anfang November) im Kreis des Teams für Dich?
Das war schon hart, weil ich sowas vorher nie erlebt habe. Ich habe auch in der Jugend in Dänemark nie für eine Nationalmannschaft gespielt. Ich wusste nicht, wie das da zu ging, aber alle haben mir viel geholfen und ein bisschen den richtigen Weg gezeigt. Und jetzt muss ich eben meine Leistung mit einbringen.
Das ist nicht immer so leicht, denn Du hast mit Alina Grijseels eine Spielerin vor Dir, die momentan in der Champions League richtig für Furore sorgt. Wie ist die Kommunikation mit ihr?
Also die Kommunikation zwischen uns ist sehr gut. Wir helfen uns viel gegenseitig und wir sind ein bisschen ähnlich was den Stil angeht. Aber etwas unterscheidet uns auch.
Was zum Beispiel?
Auf jeden Fall ist Alina viel eingespielter mit dem Rest der Mannschaft, weil sie schon lange mit dabei ist. Sie ist auch stabiler in der Abwehr. Sie kennt ihre Rolle und Position schon und ich brauche noch ein bisschen Zeit. Aber bis jetzt fühle ich mich sehr wohl in die Mannschaft und ich glaube es kommt noch.
Das habt ihr als Team in 50 der 60 Minuten im ersten WM Spiel gut hinbekommen. In den anderen zehn hat vielleicht etwas die Konzentration gefehlt. Lag das an der hohen Führung?
Ja, das ist manchmal ein bisschen schwierig, die Konzentration zu halten, wenn man mit zehn Toren vorne liegt. Aber trotzdem haben wir das gut geschafft und deswegen bin ich auch sehr gelassen, was dies angeht. Wir haben insgesamt sehr gut gespielt.
Was müsst ihr noch besser machen?
In den nächsten Spielen müssen wir unsere Chancen besser nutzen. Wir bekommen viele Gelegenheiten. Die müssen wir einfach rein machen. Und das ist eigentlich das ultimative Ziel – wir stehen gut und kompakt in der Abwehr. Jetzt müssen nur noch die Bälle rein ins Tor.
/ Sascha Staat