Xenia Smits und Mia Zschocke haben komplett unterschiedliche Rollen innerhalb der deutschen Mannschaft. Die eine lenkt die Abwehr, die andere ist Ergänzungspielerin. Beide tragen auf ihre Weise dazu bei, dass die DHB-Auswahl so erfolgreich ist. Aus ihren Perspektiven besprechen sie den famosen Sieg gegen Südkorea, die Form des Teams und die Chancen gegen Dänemark.
Im Spiel am Freitag hat fast alles gepasst. Ihr habt auch taktisch sehr, sehr reif agiert und mit einem kleinen Kniff angefangen und den siebten Feldspieler gegen diese offensive Deckung gebracht. Kann man sagen, dass mehr oder weniger alles funktioniert hat?
XS: Alles würde ich jetzt nicht sagen, aber sehr viel. Und wir haben vor allem auf alles eine Antwort gehabt. Das war das Wichtigste. Also hat es so gut funktioniert, dass es zum Sieg gereicht hat.
Was hat denn dann nicht funktioniert?
XS: In der ersten Halbzeit hatten wir zwischendurch mal ein bisschen Schwierigkeiten mit der schnellen Spielmacherin. Das hatten wir uns anders vorgenommen. Klar, sie hat es auch gut gemacht, aber wir haben es dann trotzdem geschafft, die Abwehr so anzupassen, dass wir sie in der zweiten Halbzeit wieder im Griff hatten.
Was genau habt ihr denn umgestellt?
XS: Wir haben abgesprochen, dass wir den Weg zur Hand anbieten. Das hat größtenteils wirklich gut funktioniert. Das sind dann kleine Absprachen, die wir dann schnell einfach abändern können. Und das haben wir dann auch gemacht.
Mia, Du strahlst auch bis über beide Ohren. Du bist wahrscheinlich auch enorm zufrieden?!?
MZ: Nach dem Spiel auf jeden Fall. Das hat uns ordentlich Rückenwind gegeben. Wir können froh sein, dass wir uns jetzt schon das Viertelfinalticket gesichert haben.
Wie war die Anspannung und Nervosität vor dem Spiel? Denn es war ja auch klar, dass wenn man verlieren würde, es noch mal richtig eng werden könnte.
MZ: Natürlich war eine gewisse Anspannung da. Wir wussten, dass es eine wichtige Aufgabe für uns ist. Aber wir waren voll fokussiert und wussten, dass wir das schaffen werden.
Für Dich ist die Rolle aktuell eine ganz andere als im Verein. In Dortmund bist Du gesetzt und spielst in der Champions League auch regelmäßig sehr, sehr lange. Wie ist das für Dich?
MZ: Klar ist es eine andere Rolle. Aber es ist immer schön bei so einem großen Turnier einfach dabei sein zu können. Wenn meine Positionspartnerin gut spielt bin ich froh und solange wir erfolgreich sind, läuft alles super.
In Dortmund lebt ihr in dieser Saison sehr vom Teamgeist, der hier auch immer sehr hervorhoben wird. Inwiefern ist das vergleichbar?
MZ: Das ist schwierig zu vergleichen. In Dortmund haben wir Spielerinnen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Mentalitäten. Hier kommen wir alle aus Deutschland und konnten uns natürlich über die Jahre hinweg auch irgendwie zusammen entwickeln. Das lässt einen anders zusammenwachsen man spürt einfach, dass wir jetzt noch mehr Zusammenhalt haben als bei den Turnieren zuvor.
Obwohl es ein Mannschaftssport ist, müssen wir auch über Einzelne sprechen. Gegen Südkorea haben Alina Grijseels und Emily Bölk zusammen 16 Tore bei 18 Versuchen erzielt und die Mannschaft offensiv getragen. Wie füllen sie ihre Funktion als Spielführerinnen aus?
XS: Sie gehen auf jeden Fall voran, sowohl in Angriff als auch in der Abwehr. Sie sind beide mit viel Dynamik dabei, auch mit einer hohen Chancenverwertung. Im letzten Spiel waren sie wieder unglaublich wichtig, haben auch die Lücken erkannt und die komplett angegriffen. Dieses Duo als Kapitän ist einfach passend und wichtig.
Blicken wir voraus auf die Partie gegen Dänemark. Ist es sinnvoll da Kräfte zu sparen oder sollte man eher Vollgas geben?
XS: Also von Kräfte sparen habe ich bis jetzt noch nichts gehört. Ich glaube auch nicht, dass das unser Plan ist. Wir werden jetzt das Spiel so vorbereiten wie alle anderen auch und werden auch so rangehen, wie wir es jetzt die letzten fünf Spiele gemacht haben. In der Hoffnung auch da zwei Punkte zu holen. Deswegen sind wir hier. Wir wollen jetzt unser Bestes geben und ein gutes Gefühl holen. Wie die Trainer das dann taktisch machen wollen sehen wir dann.
Alle sagen es ist schwierig einzuschätzen wie die Däninnen wirklich drauf sind. Man hat zwar diese Vergleiche mit den Resultaten, aber eigentlich kann man es gar nicht so vorhersagen. Wie siehst Du das?
MZ: Ich denke, dass auf jeden Fall ein gutes Team auf uns zukommt. Es ist natürlich Ziel, die zwei Punkte mitzunehmen, dann hat man eine bessere Ausgangssituation. Das werden wir versuchen. Aber ich denke, wir können trotzdem sehr froh sein, im Viertelfinale zu stehen. Die Gegner, die dann auf uns zukommen, sind auch machbar, finde ich zumindest.
In Dänemark ist Frauenhandball im Fernsehen eine ganz große Nummer, hier sind sogar zwei TV-Sender vor Ort. Eure Spiele werden leider nicht im Fernsehen übertragen und ab und zu gibt es auch technische Probleme. Was sagt die Mannschaft dazu bzw. wie denkst Du darüber?
XS: Wir hätten natürlich sehr sehr gerne unsere Spiele im Fernsehen. Wir hätten auch sehr gerne eine gute Übertragung. Man darf sich aber nicht über alles beschweren, immerhin gibt es eine Übertragung. Das ist aber definitiv noch ausbaufähig. Wir hoffen einfach, dass wir auf Dauer mehr Medienaufmerksamkeit bekommen. Vielleicht dann auch mal im Fernsehen. Aber eine ordentliche Übertragung wäre in den nächsten Spielen schon mal schön.
/ Sascha Staat