von Sascha Staat
Nein, es war irgendwie kein letztes Aufbäumen mit dem Borussia Dortmund sich in Metz aus der EHF Champions League verabschiedete – zumindest für die Saison 2021/22. Zumal die 13-Tore-Klatsche die eigentlichen Fähigkeiten des BVB nicht widerspiegeln.
Corona, ein schmaler Kader und dazu noch zahlreiche Verletzungen machten in den Playoffs gegen die Französinnen mehr kaum möglich. Wobei die Art und Weise der beiden Auftritte in Hin- und Rückspiel nicht gerade begeisterte, im Gegenteil.
Die Spiele gegen Metz sind aber losgelöst vom restlichen Verlauf der Königsklasse zu bewerten. Denn die Schwarzgelben waren, besonders nach den Abgängen von Kelly Dulfer und Inger Smits, als krasser Außenseiter in die Gruppenphase gegangen. Bereits mit dem Unentschieden zu Beginn gegen den FTC wurde aber klar, dass man würde mithalten können. Da spielte es auch fast keine Rolle mehr, dass insgesamt vier Spielerinnen mit einem Kreuzbandriss weite Teile der Saison verpassten.
Logisch, André Fuhr war nach den beiden Pleiten gegen Metz nicht zufrieden, insgesamt aber schon.
„Wir haben tolle Spiele geliefert, neun Punkte geholt und auch gegen Metz von vier Halbzeiten zwei gut gespielt und das müssen wir mitnehmen“, bilanzierte der Trainer des BVB. „Wir müssen uns an dieses Niveau heranrobben. Das gilt für unsere Mannschaft und unseren Spielstil.“ Aber nicht nur auf der Platte sieht er noch jede Menge Potenzial.
„Ja, wir hatten in der letzten Woche über 2.000 Zuschauer, aber hier waren heute über 4.500 Fans in der Halle“, meinte er am Samstagabend nach dem beeindruckenden Spektakel, dass der Verein aus Frankreich auf die Beine gestellt hatte.
„Wir sehen, dass wir in den Bereichen Organisation und Struktur noch eine Menge Arbeit vor uns haben.“ Zuschauerzahlen dieser Größenordnung seien in Bukarest, Brest oder Budapest normal.
Themen wie Langfristigkeit und Nachhaltigkeit stehen daher bei Borussia Dortmund ganz oben auf der Tagesordnung, wenn man dauerhaft in die Playoffs oder sogar in das Viertelfinale der Königsklasse einziehen möchte. Es reicht eben nicht, wenn Alina Grijseels im Schnitt sieben Tore erzielt oder Torhüterin Yara ten Holte regelmäßig an der 40-Prozent-Marke kratzt, was die Paraden angeht. Dass die Schwarzgelben mit dem starken Gesamtverein im Hintergrund das Potenzial besitzen mehr erreichen zu können, steht außer Frage.
Der Sommer wird für den Klub zu einer ganz entscheidenden Phase. Möchte man in der kommenden Saison ebenfalls in der Champions League an den Start gehen, benötigt man aller Wahrscheinlichkeit nach eine Wild Card.
In der Bundesliga läuft es nämlich auf den zweiten Platz hinaus. Hinzu kommt, dass man noch im letzten Jahr mit der EHF auf verbalem Kriegsfuß stand. Viel Diplomatie wird also von Nöten sein, wenn man erneut im Konzert der Großen mitmischen möchte.
Allerdings gibt es durchaus schlagkräftige Argumente, die der Verein vorzuweisen hat. Dieser Meinung ist auch André Fuhr.
„Die Marke hat eine unglaubliche Strahlkraft. Sie hilft dem Handball und kann auch der EHF eine Menge geben. Wir haben gezeigt, dass wir sportlich mithalten können. Eine Reihe von Mannschaften hat deutlich weniger Punkte geholt als wir. Ich würde auf Borussia Dortmund nicht verzichten wollen.“
Argumente, denen man nichts entgegensetzen kann. Und sollte der Verein tatsächlich wollen, dann können die vergangenen acht Monate ein Anfang gewesen sein.
Eine leidenschaftlich kämpfende Mannschaft und ein Umfeld mit enormen Möglichkeiten sollten für die Entscheidungsträger bei der EHF Grund genug sein, den BVB mit einer Wild Card auszustatten. Und so ist man dann, trotz den zwei klaren Niederlagen in den Playoffs, raus aber durchaus mit Applaus.